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Die Region hat ein neues Selbstbewusstsein – offen, vernetzt, fortschrittlich

Von traditionsreichen Familienunternehmen bis zu international erfolgreichen Start-ups: Das Limmattal hat sich zu einem modernen, attraktiven Standort entwickelt. Ein Schlüssel für den Erfolg ist die zunehmende Vernetzung, die der Region nach innen und aussen mehr Dynamik und Wirkungskraft verleiht.

Text: Florian Schmitz; Fotos: Severin Bigler (Porträt), Sevi Schiegg (Luftaufnahme KSB, Silbern)

Schlieren bietet eine hervorragende Kombination aus Infrastruktur, Standortförderung und Innovationsumfeld», sagt Sabrina Badir, CEO und Gründerin von Pregnolia. Mit dem Bio-Technopark und dem HealthTechPark verfüge die Stadt über viel Kompetenz im Medtech- und LifeScience-Bereich und sei ein idealer Standort für ein Unternehmen wie Pregnolia.

Sabrina Badir, CEO und Gründerin von Pregnolia, ist selbst in Schlieren aufgewachsen.

Das 2016 gegründete Start-up hat ein Messgerät entwickelt, das die Steifigkeit des Gebärmutterhalses von schwangeren Frauen bestimmt, um potenzielle Frühgeburten zu erkennen. Dafür wurde es kürzlich vom britischen Magazin «Femtech World» mit einem prestigeträchtigen Award ausgezeichnet für einen «bahnbrechenden Fortschritt» im Bereich Geburtshilfe und Gynäkologie. «Wir haben schon 2017 beim Umzug nach Schlieren erlebt, wie sich die Stadt aktiv für junge Unternehmen einsetzt und ideale Voraussetzungen schafft, damit sich Start-ups ansiedeln und entwickeln können», sagt Badir.

«Die Entwicklung des Limmattals ist spürbar – nicht nur baulich, sondern auch im Geist. Die Region wirkt offener, vernetzter und fortschrittlicher.»

Sabrina Badir

Dass das Limmattal ein attraktiver Wirtschaftsstandort geworden ist, zeigt sich nicht zuletzt darin, dass immer mehr Start-ups aus der Region national und international Aufsehen erregen. «Die Entwicklung des Limmattals ist spürbar – nicht nur baulich, sondern auch im Geist. Die Region wirkt offener, vernetzter und fortschrittlicher», sagt Badir, die selbst in Schlieren aufgewachsen ist. Nicht nur verbessern wichtige Infrastrukturprojekte wie die Limmattalbahn die Anbindung der Region. «Auch das Image der Region wandelt sich. Schlieren und das Limmattal werden zunehmend als Innovationsstandorte wahrgenommen, was für ein Medtech-Unternehmen wie Pregnolia eine gute Visitenkarte ist.»

Pregnolia hat ein Messgerät entwickelt, um potenzielle Frühgeburten zu erkennen.

«Innovation kennt keine Grenzen»

Während sich in Schlieren mit dem Bio-Technopark bereits ein international erfolgreicher Wirtschaftscluster etabliert hat, entsteht weiter flussabwärts gerade eine vielversprechende neue Initiative. «Wir wollen den Wirtschaftsstandort stärken und Neuansiedlungen spannender KMU und Start-ups fördern», sagt Marjan Kraak, Managing Director des Health Innovation Hub (HIH) Aargau und Innovationsmanagerin am Kantonsspital Baden (KSB).

Marjan Kraak will als Managing Director des Health Innovation Hub vielversprechende Start-ups nach Baden holen.

Mit dem gemeinsamen Projekt wollen das KSB, die Stadt Baden und die Standortförderung des Kantons Aargau auch national mit den wichtigsten Akteuren im Gesundheitsbereich zusammenspannen und Innovationen in den Bereichen Digital Health, Medizintechnik und Gesundheitsversorgung vorantreiben. «Wir verbinden die Greater Zurich Area mit dem wichtigen Standort Basel. Denn Innovation kennt keine Grenzen», sagt sie.

Der Health Innovation Hub Aargau befindet sich auf dem Campus des Kantonsspitals Baden.

Start-ups mit Praxis verbinden

Sie ist überzeugt vom grossen Potenzial, das der Standort in Baden-Dättwil bietet. Das KSB, das bereits seit 2018 einen eigenen Innovation Hub betreibt, gehöre zu den innovativsten Spitälern der Schweiz. «Dass der Health Innovation Hub am Kantonsspital Baden verankert ist, ermöglicht uns, Start-ups optimal mit dem klinischen Alltag zusammenzubringen», so Kraak. «Es ist wichtig, die Kompetenzen zu fokussieren und die Zusammenarbeit dort zu fördern, wo gemeinsame Bedürfnisse entstehen.»

«Dass der Health Innovation Hub am Kantonsspital Baden verankert ist, ermöglicht uns, Start-ups optimal mit dem klinischen Alltag zusammenzubringen.»

Marjan Kraak

Zusammen mit der ETH Zürich, mit der das KSB seit acht Jahren zusammenarbeitet, baut der HIH Aargau auf dem Spitalcampus einen Startup-Hub auf, um die direkte Verbindung mit der Praxis und der Forschung vor Ort zu ermöglichen. Aktuell stehe viel Netzwerkarbeit an, um neue Start-ups anzulocken und die Health- und Medtech-Branche in der Region weiter zu stärken, sagt Kraak. «Wir wollen mit inhaltlichen Netzwerkanlässen eine Plattform für Austausch bieten, aus der neue Projekte entstehen können.»

Von der grünen Wiese zum dynamischen Gebiet

Nicht nur in Baden wird mit dem vorteilhaften Standort geworben. Das ganze Limmattal ist für Unternehmen zunehmend attraktiver geworden. Sinnbildlich dafür steht das dynamische Wirtschaftsgebiet Silbern in Dietikon. Hier hat die Pestalozzi Gruppe ihren Hauptstandort. Auf der Suche nach mehr Platz wurde die Firma in den 1950er-Jahren auf der grünen Wiese neben der Bahnlinie fündig. «Im Nachhinein war es ein sehr gescheiter Entscheid, nach Dietikon zu ziehen. Mein Grossvater und sein Geschäftspartner haben vorhergesehen, wie wichtig eine gute Verkehrsanbindung ist», sagt Matthias Pestalozzi, der das Familienunternehmen als Vertreter der neunten Inhabergeneration seit 2014 führt. Diese sei seither sogar noch besser geworden dank der nahen Autobahnauffahrt und dem Ausbau des Strassennetzes.

Matthias Pestalozzi leitet das Familienunternehmen seit 2014.

Neben der guten Verkehrsanbindung profitiere sein Unternehmen auch davon, in einer so stark wachsenden Region ansässig zu sein. «Die hohe Bautätigkeit hilft uns als Zulieferer», sagt Pestalozzi, der mit seiner Familie in Dietikon lebt. In der Stadt passiere enorm viel und er nehme einen starken Wandel mit vielen positiven Entwicklungen wahr. Das sei auch für das Unternehmen wertvoll. Denn eine attraktive Region mit guten Wohnmöglichkeiten helfe, gute hochqualifizierte Mitarbeitende zu finden.

Standortförderung ist präsenter geworden

Nicht zuletzt deshalb setzt sich Pestalozzi als Präsident des Dietiker Wirtschaftsverbands IG Silbern auch für eine S-Bahn-Station in der Silbern ein, um das Arbeitskräftepotenzial noch besser nutzen zu können. «Es ist wichtig, sich für den Standort einzusetzen», sagt er. Die meisten Unternehmen hätten ähnliche Interessen und Themen, mit denen sie sich befassen müssen.

«Die Silbern hat ein riesiges Potenzial. Uns allen ist es ein Anliegen, dass sie sich positiv entwickelt.»

Matthias Pestalozzi

Darum sei es lohnenswert, sich zu koordinieren und diese gemeinsam zu vertreten. «Die Silbern hat ein riesiges Potenzial. Uns allen ist es ein Anliegen, dass sie sich positiv entwickelt.»

Auch über die Gemeinden hinweg, etwa im Austausch mit Schlieren und Spreitenbach, arbeiten die Wirtschaftsverbände aus seiner Sicht schon länger sehr gut zusammen. In den letzten Jahren sei aber noch mehr Dynamik entstanden. «Die Standortförderung ist heute präsenter und es bestehen mehr Gefässe für den Austausch.»

Starkes regionales Netzwerk als Erfolgsfaktor

Wie wichtig eine gute Zusammenarbeit in der Region ist, bestätigt Sabrina Badir. «Gerade für kleinere und mittlere Unternehmen ist ein starkes regionales Netzwerk ein entscheidender Erfolgsfaktor.» Alle würden von der wirtschaftlichen Dynamik profitieren, wenn sich Firmen, Gemeinden und Institutionen zusammenschliessen und gemeinsam an einem Strang ziehen.

Die Halle der Pestalozzi Gruppe prägt das Bild des Wirtschaftsgebietes Silbern.

Eine gute Vernetzung gehört zu den wichtigsten Faktoren, damit die ganze Region sich auch in Zukunft wirtschaftlich dynamisch und innovativ weiterentwickeln kann. Umso wertvoller sei es, dass die Neuausrichtung der regionalen Standortförderung breit abgestützt und getragen wird, sagt Samuel Mösle, Co-Leitung der Standortförderung des Kantons Zürich. «Die aktive Teilnahme der vielen ansässigen Unternehmen, Verbände und der öffentlichen Hand zeigte eindrücklich auf, dass die Limmatstadt AG mit ihrer Neupositionierung die Bedürfnisse der Zielgruppen zu erfüllen bereit ist.» So könne die Standortförderung nach innen und aussen sowie als Bindeglied zu den kantonalen Standortförderungen gestärkt werden. Die Weichen für eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Region sind also gestellt – nun gilt es, den gemeinsamen Weg entschlossen weiterzugehen.