(CONNECT) Artensterben kann langfristig der Stabilität der Ökosysteme schädigen. Verschwinden einzelne Arten, fehlten sie anderen Arten zum Überleben. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung unter Leitung der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) aus Birmensdorf und der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH), welche laut einer Mitteilung in der zur Nature zählenden Fachzeitschrift Communications Biology erschienen ist.
Ein internationales Team konnte zeigen, „dass der Verlust von Arten in einem Lebensraum weitreichende Auswirkungen auf Lebewesen in benachbarten Lebensräumen desselben Systems haben kann“. Dieser Dominoeffekt sei auch über grosse Distanzen hinweg feststellbar, „da die Arten über ein gemeinsames Nahrungsnetz verschiedene Lebensräume miteinander verbinden können“, wird Merin Reji Chacko, WSL-Forscherin und Erstautorin, zu den Resultaten der Studie zitiert.
Die Forschenden haben hierfür verschiedene Aussterbeszenarien modelliert und erstmals deren Folgen für regionale Nahrungsnetze sichtbar gemacht. Auf Basis eines „Metawebs“ – laut Mitteilung ein komplexes Netzwerk mit mehr als 280'000 Fressbeziehungen zwischen7800 Arten von Pflanzen, Wirbeltieren und Wirbellosen – konnte der Artenverlust bezogen auf verschiedene Lebensraumtypen simuliert werden.
Besonders einschneidend wäre der Verlust demnach in Schlüssellebensräumen wie Feuchtgebieten oder auf landwirtschaftlichen Flächen. In der Schweiz existieren laut Mitteilung zwar nur wenige Feuchtgebiete und nur 30 Prozent aller erfassten Arten seien in dem spezifischen Lebensraum heimisch. Diese geringe Anzahl trage aber zum Funktionieren von „fast 70 Prozent aller Verbindungen in Nahrungsnetzen“ bei. Ihr Aussterben führe „deutlich schneller zum Zusammenbruch der Netze, als wenn andere Arten aussterben“, heisst es. Auch natürliche Mechanismen wie die Bestäubung könnten davon beeinträchtigt werden.
Eine Lösung sieht die Forscherin im Aufbau von Biotopverbünden. Künftige Schutzstrategien müssten „stärker über Art- und Habitatsgrenzen hinweg gedacht werden, um die Biodiversität längerfristig zu erhalten“, wird sie zitiert. ce/heg